Dieser hochmoderne Roman, sowohl in seiner Form als auch in den Themen, die er behandelt, berührt zugleich das Tiefste und das Universellste. Martina Hefters Fiktion stellt den europäischen Lesern in all ihren Aspekten zentrale Fragen.
Auf der einen Seite des Mittelmeers (unserer) ist eine Heldin mit dem mythologischen Namen Juno mit einem schwerbehinderten Mann verheiratet, der an ihrer Seite überlebt. Sie stellt sich den Schwierigkeiten eines prekären – aber im Vergleich relativ sicheren, da europäischen – Lebens in einer Stadt im Osten Deutschlands, die nicht ganz von der Melancholie des ehemaligen Ostdeutschlands befreit ist.
Auf der anderen Seite des Mittelmeers träumt ein Afrikaner, der sich als attraktiver Mann ausgibt, um im Internet Frauen mittleren Alters zu betrügen, von diesem Europa, dessen ideales Gesicht er nur kennt und das für ihn in Juno seine Verkörperung findet.
Nachts begegnen sich diese beiden Menschen im Internet, auf dem dunklen Spielfeld der Online-Dating-Seiten – oder auch nicht. Doch durch die Magie der Fiktion enthüllt uns dieser Ort des Scheins, der als romantisches Symbol einer unmöglichen Liebe dienen könnte, paradoxerweise Bruchstücke philosophischer und politischer Wahrheit, wodurch letztlich die Wahrheit und ihre Grenzen hinterfragt werden.
Martina Hefter, die geschickt mit den Grenzbereichen der virtuellen Realität und der alltäglichen Realität umgeht, verknüpft zwei Wünsche mit einer seltenen literarischen Kraft: den Wunsch nach Liebe und den Wunsch nach Europa, wie die zwei Seiten eines Wortes, eines ‚unübersetzbaren‘ Begriffs, der selbst sehr europäisch ist: die Sehnsucht.
Die Figur des Anderen wird auch zum Gesicht eines Kontinents, der es versteht, unsere Träume gleichzeitig zu verbrauchen und wiederzubeleben, wo Zugehörigkeit und Ausgrenzung nebeneinander existieren, genährt von Illusionen, aber auch von einer Sehnsucht nach Authentizität.
Dank des Preisgeldes des Prix Grand Continent, unterstützt vom Regionalrat des Aostatals, der Gemeinde Courmayeur, der Stiftung Simone und Cino del Duca, der Stiftung Jan Michalski, Anne Dias, Skyway Monte Bianco und GEIE-Tunnel du Mont Blanc, wird Hey, Guten Morgen, wie geht es dir? im Laufe des Jahres 2025 ins Spanische, Italienische, Französische und Polnische übersetzt und in jedem dieser Sprachräume beworben.
Hey, Guten Morgen, wie geht es dir?
Martina Hefter
Klett Cotta, 2024
Tarántula
Eduardo Halfon
Libros del Asteroide, 2024
Paradiso
Michele Masneri
Adelphi, 2024
La première histoire
Frédéric Gros
Albin Michel, 2024
Skóra po dziadku
Mateusz Pakuła
Agora, 2024